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Rezession in den USA – können wir aus der Geschichte lernen?
Für die Krise, von der Volkswirtschaften weltweit – somit auch die USA – derzeit betroffen sind, existiert sowohl in Bezug auf ihre Ursachen als auch die vielen Unwägbarkeiten, die sich daraus ergeben, kein historisches Beispiel. Dennoch können wir eventuell Rezessionsphasen aus der Vergangenheit heranziehen, um daraus Rückschlüsse für die derzeitige Rezession zu ziehen.
Umgang mit der Unsicherheit in einer beispiellosen Krise
Der März 2020 wird Anlegern immer als der Monat der extremen Entwicklungen in der Wirtschaft, der Gesellschaft, in der Finanzwelt und an den Börsen in Erinnerung bleiben.
An der Börse ist der März vermutlich der Monat, in dem die amerikanischen Märkte ihren stärksten Einbruch seit der Weltwirtschaftskrise 1932 erlitten.
Die Ankündigung des US-Kongresses, fiskalische Maßnahmen in Höhe von fast 2000 Milliarden US-Dollar zu ergreifen, ließ am 24. März an den Märkten wieder etwas Hoffnung aufkeimen. An diesem einen Tag stieg der Dow Jones Industrial Average um über 11 % und damit so stark wie nie innerhalb eines einzigen Tages – gleichzeitig erfuhr der S&P 500 den größten Kursanstieg seit 12 Jahren.
Die Wirtschaftsdaten sind kaum erfreulicher: Die wichtigsten Indikatoren der Fertigungs- und Dienstleistungsbranche in den USA sind stark rückläufig und unterstreichen damit die Breite der aktuellen Pandemie und die daraus entstandene Krise.
So steht schon jetzt fest, dass die Wirtschaftsleistung stark zurückgehen und dass dieser Rückgang mindestens drei Monate (wenn nicht sogar länger) dauern wird.
Kein einziges makroökonomisches Modell enthält Epidemien wie die, die wir derzeit durchmachen. Daher sind Prognosen sehr schwierig. Das Wachstum könnte nach dem Ende der Gesundheitskrise schnell wieder Fahrt aufnehmen, der Rückgang könnte aber auch länger dauern – niemand kann das zum jetzigen Zeitpunkt sagen.
Eine entscheidende Variable für den wirtschaftlichen Wiederaufschwung und die Dynamik des Welthandels ist das Ausmaß der Schäden, die durch die Ausgangsbeschränkungen in den Firmenbilanzen entstehen und ein weiterer sehr wichtiger Faktor ist die Fähigkeit der Behörden, dauerhafte Einbußen am Arbeitsmarkt vorherzusagen.
Rezessionen von Mal zu Mal weniger stark ausgeprägt?
Warum also nicht die Auswirkungen historischer BIP-Tiefs auf die Märkte betrachten, statt vergebliche Rateversuche anzustellen, wie tief das US-BIP 2020 wohl sinken wird? Dieser Ansatz verschafft uns eventuell eine bessere Sicht auf den Markt.
Die nachstehende Tabelle zeigt die Dauer und den daraus resultierenden Rückgang des BIP für jede Rezessionsphase in den USA seit 1836:
Name | Datum | Laufzeit | BIP/Unternehmensaktivität „vom Höhepunkt bis zum Ende“ | |
weltweite Finanzkrise | 12/2007 - 06/2009 | 1 Jahr 6 Monate | -5,10 % | |
Rezession zu Beginn der 2000er Jahre | 03/2001 - 11/2001 | 8 Monate | -0,30 % | |
Rezession zu Beginn der 1990er Jahre | 07/1990 - 03/1991 | 8 Monate | -1,40 % | |
Rezession 1981-1982 | 07/1981 - 11/1982 | 1 Jahr 4 Monate | -2,70 % | |
Rezession 1980 | 01/1980 - 07/1980 | 6 Monate | -2,20 % | |
Rezession 1973-1975 | 11/1973 - 03/1975 | 1 Jahr 4 Monate | -3,20 % | |
Rezession 1969-1970 | 12/1969 - 11/1970 | 11 Monate | -0,60 % | |
Rezession 1960-1961 | 04/1960 - 02/1961 | 10 Monate | -1,60 % | |
Rezession 1958 | 08/1957 - 04/1958 | 8 Monate | -3,70 % | |
Rezession 1953 | 07/1953 - 05/1954 | 10 Monate | -2,60 % | |
Rezession 1949 | 11/1946 - 10/1949 | 11 Monate | -1,70 % | |
Rezession 1945 | 02/1945 - 10/1945 | 8 Monate | -12,70 % | |
Rezession 1937-1938 | 05/1937 - 06/1938 | 1 Jahr 1 Monat | -18,20 % | |
Weltwirtschaftskrise | 08/1929 - 03/1933 | 3 Jahre 7 Monate | -26,70 % | |
Rezession 1926-1927 | 10/1926 - 11/1927 | 1 Jahr 1 Monat | -12,20 % | |
Rezession 1923-1924 | 05/1923 - 06/1924 | 1 Jahr 2 Monate | -25,40 % | |
Depression 1920-1921 | 01/1920 - 07/1921 | 1 Jahr 6 Monate | -38,10 % | |
Rezession nach dem Ersten Weltkrieg | 08/1918 - 03/1919 | 7 Monate | -24,50 % | |
Rezession 1913-1914 | 01/1913 - 12/1914 | 1 Jahr 11 Monate | -25,90 % | |
Panik 1910-1911 | 01/1910 - 01/1912 | 2 Jahre | -14,70 % | |
Panik 1907 | 05/1907 - 06/1908 | 1 Jahr 1 Monat | -29,20 % | |
Rezession 1902-1904 | 09/1902 - 08/1904 | 1 Jahr 11 Monate | -16,20 % | |
Rezession 1899-1900 | 06/1899 - 12/1990 | 1 Jahr 6 Monate | -15,50 % | |
Panik 1896 | 12/1895 - 06/1897 | 1 Jahr 6 Monate | -25,20 % | |
Panik 1893 | 01/1893 - 06/1894 | 1 Jahr 6 Monate | -37,30 % | |
Rezession 1890-1891 | 07/1890 - 05/1891 | 10 Monate | -22,10 % | |
Rezession 1887-1888 | 03/1887 - 041988 | 1 Jahr 1 Monat | -14,60 % | |
Rezession 1882-1885 | 03/1882 - 05/1885 | 3 Jahre 2 Monate | -32,80 % | |
Panik 1873 und lange Depression | 10/1873 - 03/1879 | 5 Jahre 5 Monate | -33,60 % | |
Rezession 1869-1870 | 06/1869 - 12/1858 | 1 Jahr 6 Monate | -9,70 % | |
Rezession 1865-1867 | 04/1865 - 12/1867 | 2 Jahre 8 Monate | -23,80 % | |
Rezession 1860-1861 | 10/1860 - 06/1861 | 8 Monate | -14,50 % | |
Panik 1857 | 06/1857 - 12/1858 | 1 Jahr 6 Monate | -23,10 % | |
Rezession 1853-1854 | 1853 - 12/1854 | 1 Jahr | -18,40 % | |
Rezession 1847-1848 | Ende 1847 bis Ende 1848 | 1 Jahr | -19,70 % | |
Rezession 1845 bis Ende 1846 | 1845 - 1846 | 1 Jahr | -5,90 % | |
Rezession 1839 bis Ende 1843 | 1839 - 1843 | 4 Jahre | -34,30 % | |
Rezession 1836-1838 | 1836 - 1838 | 2 Jahre | -32,80 % |
Quelle: Wikipedia, Robert W. Baird Limited
In den letzten 75 Jahren gab es 11 Rezessionen; am gravierendsten war die Rezession im Zusammenhang mit der Finanzkrise 2008 – das reale BIP in den USA ging zu dieser Zeit um 5,1 % zurück.
Zwischen 1882 und 1945 gab es eine Abfolge von 18 Rezessionen, jede mit einem Rückgang des realen BIP in zweistelliger Höhe – die Hälfte sogar mit einem Absturz um über 25 %!
Tatsächlich waren die Auswirkungen von Rezessionen auf das BIP seit dem Zweiten Weltkrieg relativ moderat. Das liegt zum Großteil an den Eingriffen der Zentralbanken, insbesondere der Fed, weitere Gründe sind jedoch die Globalisierung, der technische Fortschritt und immer wirksamere Handlungsmöglichkeiten der Fiskal- und Geldpolitik.
Natürlich hängt die Schwere der aktuellen Rezession vor allem davon ab, wann wir die Verbreitung des COVID-19-Virus eindämmen und somit die restriktiven und unsere Volkswirtschaften belastenden Maßnahmen lockern können.
Kann der Abschwung so schwer werden wie 2008 (-5,1 % Rückgang des BIP? Ja, vor allem weil die Wirtschaftsleistung derzeit höher ist als 2008.
Wird der Abschwung so schwerwiegend wie während der systemischen Bankenkrise, auf die ein sehr viel moderaterer konjunktureller Aufschwung folgte? Wahrscheinlich nicht, denn die Zentralbanken handeln mit großer Entschlossenheit.
Sehen wir also eher eine kurze Rezession mit schneller Erholung (8 Monate) wie im Jahr 1945?
Viele Fragen, auf die es nur wenige Antworten gibt...
Fokus auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten
Das Ausmaß des Rückgangs oder den Rhythmus der Erholung vorherzusagen, ist schwierig. Aber dennoch können wir die eingegangenen Risiken teilweise kontrollieren, indem wir bei der Unternehmensauswahl gezielt vorgehen. Daher ist es aus meiner Sicht wichtiger denn je, Geldanlagen auf Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen, geringer Verschuldungsquote und reichlich Liquidität zu konzentrieren.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine Aussage des CEO von Nike, John Donahoe, verweisen, der bei der Veröffentlichung seiner letzten Quartalszahlen am 24. März meinte: „We know in times like these that STRONG BRANDS GET EVEN STRONGER and I truly believe that no one is better equipped than NIKE to navigate the current climate.“[1]
Für langfristig orientierte Anleger ist diese Bestätigung sehr sinnvoll, und wir sollten uns stets daran erinnern. Tatsächlich zeigen etliche Studien, dass ein deutlicher Wettbewerbsvorteil (im Fall von Nike sind dies die treuen Kunden und eine große Markenaffinität) für die Aktionäre langfristige Wertschöpfung garantiert.
Finanziell sollten „Qualitätsunternehmen“ aus unserer Sicht sämtliche folgenden Kriterien erfüllen: überdurchschnittliche Rentabilitäts- und Ertragsquoten auf investiertes Kapital, starke Erwirtschaftung von freiem Cashflow und regelmäßiges Gewinnwachstum über den gesamten Konjunkturzyklus.
Diese strengen Investitionskriterien steuern unsere Anlagestrategie seit vielen Jahren und werden uns auch in den kommenden Wochen leiten.
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[1] Übersetzung : „Wir wissen, dass in Zeiten wie diesen starke Marken noch stärker werden, und ich bin fest davon überzeugt, dass niemand besser aufgestellt ist als NIKE, um das derzeitige Geschäftsklima zu überstehen." »