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Anlagen: Welche Alternativen zu Aktien gibt es?
Beim Aufbau ihres Portfolios haben Anlegerinnen und Anleger nun wieder mehr Auswahl, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer der Verwaltungsgesellschaft BLI - Banque de Luxembourg Investments.
Hören Sie den gesamten Podcast.
- Wirtschaft: Wie sehen die Perspektiven aus?
- USA: Welche Auswirkungen hätte eine Rezession für den Rest der Welt?
- Europa: Welche Folgen haben die Turbulenzen im Bankensektor?
- Inflation: gekommen, um zu bleiben?
- Finanzmärkte: Ist die Hausse schon zu Ende?
- Investments: Welche Anlagechancen bieten sich?
- Gold: Wird der Haussetrend langfristig anhalten?
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Das Jahr hat für die Wirtschaft und die Finanzmärkte sehr turbulent begonnen. Trotzdem hält sich die Weltwirtschaft relativ gut. Herr Wagner, wie erklären Sie sich diese Resilienz?
„Wir sehen, dass die Wirtschaft weiter vom Dienstleistungssektor gestützt wird; dieser wiederum profitiert von der günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt. In fast allen Ländern liegt die Arbeitslosigkeit auf relativ niedrigem Niveau, während die Löhne und Gehälter insgesamt steigen. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaften wieder öffnen: Menschen reisen wieder mehr und gehen häufiger ins Restaurant. All diese Faktoren stützen die Wirtschaft.
Allerdings leuchten nun auch vereinzelte Warnlampen auf. Dazu gehört zum Beispiel die Schwäche des Immobiliensektors oder die erwartete Trendwende bei den Unternehmensgewinnen.“ Müssen wir in den kommenden Quartalen mit einer Trendumkehr rechnen?
„Das ist nicht unwahrscheinlich. Wenn die Geldpolitik gestrafft wird, zeigen sich die Auswirkungen häufig erst nach zwölf bis 18 Monaten. Bedenkt man, dass diese Straffung im März 2022 eingesetzt hat, ist eine recht deutliche Abschwächung der Weltwirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu erwarten.“
Die Teuerung belastet die Kaufkraft vieler Verbraucherinnen und Verbraucher. Wie sehen Sie die weitere Inflationsentwicklung?
„Die offiziellen Inflationszahlen sind seit einigen Monaten sogar schon wieder rückläufig. Vor allem in den USA ist der Rückgang beträchtlich: Die Inflationsrate ist dort seit Juni 2022 von 9 % auf 5 % zurückgegangen. Wenn wir auf die Kerninflation schauen, bei der die Preise für Rohstoffe und Lebensmittel herausgerechnet werden, sehen wir dagegen fast keinen Rückgang. Das liegt an der Lohn- und Gehaltsentwicklung.
In den Augen der Zentralbanken ist die Inflation immer noch zu hoch. Kurzfristig könnte sie tatsächlich weiter sinken; auf längere Sicht ist aber zu befürchten, dass wir mit ihr leben müssen.“
Zu einem anderen Thema: Nach einem schwierigen Jahr 2022 haben sich die Finanzmärkte wie erwartet erholt. Entspricht die Erholung den Erwartungen?
„Nun ja, sie war zumindest solide. Im ersten Quartal lag das Plus der großen Indizes je nach Region bei 7 bis 9 %. Man darf jedoch nicht vergessen, dass das Bewertungsniveau an den Märkten vor der Baisse von 2022 sehr hoch war. Wenn sich die konjunkturelle Abschwächung bestätigt, könnte den Finanzmärkten erneut eine Baisse drohen.“
Was sagt der Anlageberater einem Anleger, der sich in der aktuellen Situation Sorgen macht?
„Generell bevorzugen wir Aktien von Qualitätsunternehmen. Die Kurse solcher Unternehmen können zwar auch vorübergehend fallen, aber sie sind insgesamt besser aufgestellt. Selbst aus einer Rezession können diese Unternehmen gestärkt hervorgehen, weil sie Marktanteile hinzugewinnen oder Mitbewerber übernehmen konnten.
Auch festverzinsliche Anlagen wie Termingelder oder Anleihen bieten nun wieder eine etwas höhere Verzinsung, selbst wenn sie noch nicht besonders attraktiv ist. Für einen Anleger, der die Aktienmärkte skeptisch sieht, gibt es nun also wieder interessante Anlagealternativen, die eine gewisse Verzinsung bieten.“
Die gesunkenen Anleiherenditen wirken sich naturgemäß günstig auf sogenannte Wachstumswerte aus, vor allem auf Technologiewerte. Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Geldanlage?
„Einerseits ja; andererseits zeigt uns die Geschichte, dass die Gewinner von gestern selten auch die Gewinner von morgen sind. Die Technologiewerte, vor allem die großen Unternehmen, waren in jüngerer Vergangenheit zwar sehr erfolgreich, es würde mich aber wundern, wenn sie auch noch in zehn Jahren die großen Gewinner wären. Die Gewinne und das Bewertungsniveau dieser Unternehmen sind heute viel höher als vor 15 Jahren. Langfristig werden sie ihr Renditeniveau nicht so einfach halten können.“
Wie steht es mit Gold? Im vergangenen Jahr schwankte der Goldpreis stark, nun hat er seinen höchsten Stand seit drei Jahren erreicht. Zeichnet sich Ihrer Ansicht nach ein langfristiger Aufwärtstrend ab?
„Ja, absolut. Angesichts des extrem hohen Finanzierungsbedarfs der Staaten werden sehr hohe Zinsen langfristig nicht mehr möglich sein, weil gleichzeitig auch die immer größeren öffentlichen Defizite finanziert werden müssen. So wird in allen möglichen Währungen ein immer größeres Angebot an Papiergeld geschaffen. Dem gegenüber steht dann eine sozusagen „harte“ Währung wie das Gold, dessen Angebot naturgemäß nicht viel weiter steigen kann. Dann ist es nur logisch, wenn sich Gold gegenüber dem Papiergeld verteuert – und sinnvoll, es zu einem wichtigen Bestandteil in einem diversifizierten Portfolio zu machen.“