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Medien

KI im Bankgeschäft: Wie und wo kommt sie zum Einsatz?

Bereits kurz nach ihrer Einführung kam die künstliche Intelligenz bei Banken zum Einsatz. Wie passt die Banque de Luxembourg die KI an ihre Prozesse an? Welche Rolle spielt sie im Umgang mit der Kundschaft? Stéphane Bouvy, Head of Finance bei der Banque de Luxembourg, erläutert seine Sicht auf die mit dem Einsatz dieser Lösungen verbundenen Herausforderungen.

Wie setzt die Banque de Luxembourg KI ein?

„Seit 2018 gibt es bei uns eine Abteilung, die sich vor allem mit der Datennutzung beschäftigt. So können wir in der gesamten Wertschöpfungskette der Datennutzung arbeiten: von deskriptiven bis zu kognitiven Anwendungen. KI ist dabei eine zusätzliche Möglichkeit, diese Daten zu nutzen.

Dabei legen wir Wert auf eine sinnvolle Anwendung der KI: dort wo sie unsere Tätigkeit als Privatbankiers am sinnvollsten unterstützt, und stets in einem ethischen Rahmen, der den Schutz der Datenintegrität gewährleistet. Die KI soll die menschliche Intelligenz nicht ersetzen, sondern sie ergänzen und verstärken.

Derzeit arbeitet unser Team aus Data Scientists an mehreren Anwendungsfällen. So können wir ständig neue Funktionen anbieten und mit der Zeit unsere Konzepte weiterentwickeln.

Gleichzeitig unterstützen wir zwei Doktoranden an der Universität Luxemburg und an der Universität Maastricht. In Zukunft möchten wir die Prozesse bei der Banque de Luxembourg stetig verbessern und zudem einen Beitrag zu dieser Dynamik eines sich entwickelnden Ökosystems in Luxemburg, und hier vor allem im Finanzsystem, beitragen.“

Wo kommt KI zum Einsatz?

„Wir nutzen sie vor allem zur Unterstützung unserer Geschäftsprozesse und bei der AML-Konformität. Generell soll die Anwendung die Arbeit unserer Beschäftigten erleichtern.

Wir sind als Privatbankiers der wichtigste Ansprechpartner unserer Kundschaft und stützen uns auf das Vertrauensverhältnis, das wir mit der Zeit aufgebaut haben. Dennoch können wir uns je nach Anwendungsfall und Kundenbedürfnis von der KI unterstützen lassen. Wohl überlegt und in einem gewissen Rahmen eingesetzt kann sie monotone und zeitraubende Tätigkeiten übernehmen, sodass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich auf die Kernaufgaben konzentrieren können, die den eigentlichen Wert ihrer Arbeit ausmachen.

Außerdem verfügen wir über ein Modell zur Aufdeckung von Betrugsversuchen bei Überweisungen, das schon mehrmals unter Beweis gestellt hat, wie sinnvoll diese Technologie ist. So können wir unsere Kundschaft schützen und unseren Beschäftigten die Arbeit erleichtern – eine Win-Win-Situation.“ 

Was sieht die europäische KI-Gesetzgebung vor?

Die KI-Regelungen der EU sollen die bestmöglichen Bedingungen für die Entwicklung und Nutzung dieser Technologie sicherstellen und für mehr Transparenz und Schutz sorgen. Der robuste Rahmen zielt darauf ab, eine Balance zwischen Innovationsförderung und Garantie einer verantwortungsbewussten Entwicklung der KI zu schaffen. Hierzu stützt sich der Text auf ein risikobasiertes Konzept und stuft die KI-Systeme in verschiedene Risikokategorien ein.

Dieser Wille der Aufsichtsbehörde, die Praktiken zu regulieren und dadurch unkontrollierte Entwicklungen zu vermeiden, ist eine gute Sache, denn die Regulierung gilt für alle Wirtschaftszweige und betrifft nicht nur den Finanzsektor.

Die Technologie hat weiterhin beeindruckendes Potenzial. Dabei kommt einer Lenkung aller Beteiligten im Sinne des Verbraucherschutzes aus unserer Sicht eine hohe Bedeutung zu.

Vor diesem Hintergrund haben wir unsere bestehenden Modelle überprüft, um sie im Sinne der Regulierung in Kategorien einzustufen und deren Umsetzung vorzubereiten. Unser durchdachter und zielgerichteter Ansatz beim Einsatz dieser Technologien ist eine gute Vorbereitung auf die Einführung dieser neuen Regulierung, auch wenn uns noch weitere Anstrengungen bevorstehen.“

Wie sehen Sie die Zukunft der KI?

„Das Potenzial und die Auswirkungen der KI in der Finanzbranche vorherzusagen ist schwierig. Aber künstliche Intelligenz ist eine Chance und ein hervorragendes Hilfsmittel bei der Entwicklung unserer Aktivitäten.

Während einige „Daten-Propheten“ bereits heute prognostizieren, dass KI schon im Jahr 2030 Verwaltungsratsmitglieder ersetzen könnte, sind wir der Auffassung, dass menschliche Intelligenz in Entscheidungsfindungsprozessen und ganz allgemein weiterhin unersetzlich bleiben wird. Die KI wird im beruflichen Alltag auf verschiedenen Ebenen und in definierten Anwendungsfällen ein Hilfsmittel darstellen, aber die letzte Entscheidungsgewalt wird und muss stets bei uns liegen. Das gilt umso mehr im Privatbankgeschäft, wo Vertrauen den Dreh- und Angelpunkt jeder Kundenbeziehung bildet und das Vertrauensverhältnis zur Kundschaft den Ausschlag gibt.

Aber selbstverständlich werden diese Technologien die Arbeitsweise unserer Branche grundlegend verändern. Uns steht ein weiteres Werkzeug zur Verfügung, und wir müssen es verantwortungsvoll und ethisch einsetzen.“

Dieser Artikel ist am 18.08.2023 auch auf der Website Delano.lu erschienen

Stéphane Bouvy
Chief Financial Officer